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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63690 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 615<br />

wäre. <strong>Die</strong> That allein ist, weil sie, schon <strong>als</strong> menschliche<br />

Handlung, immer einer gewissen Ueberlegung bedarf,<br />

<strong>und</strong> weil der Mensch in der Regel seiner Vernunft<br />

mächtig, <strong>als</strong>o besonnen ist, d.h. sich nach gedachten,<br />

abstrakten Motiven entscheidet, der Ausdruck<br />

der intelligibeln Maxime seines Handelns, das<br />

Resultat seines Innersten Wollens, <strong>und</strong> stellt sich hin<br />

<strong>als</strong> ein Buchstabe zu dem Worte, das seinen empirischen<br />

Charakter bezeichnet, welcher selbst nur der<br />

zeitliche Ausdruck seines intelligibeln Charakters ist.<br />

Daher beschweren, bei ges<strong>und</strong>em Gemüthe, nur Thaten<br />

das Gewissen, nicht Wünsche <strong>und</strong> Gedanken.<br />

Denn nur unsere Thaten halten uns den Spiegel unsers<br />

<strong>Wille</strong>ns vor. <strong>Die</strong> schon oben erwähnte, völlig unüberlegt<br />

<strong>und</strong> wirklich im blinden Affekt begangene That<br />

ist gewissermaaßen ein Mittelding zwischen bloßem<br />

Wunsch <strong>und</strong> Entschluß: daher kann sie durch wahre<br />

Reue, die sich aber auch <strong>als</strong> That zeigt, wie ein verzeichneter<br />

Strich, ausgelöscht werden aus dem Bilde<br />

unsers <strong>Wille</strong>ns, welches unser Lebenslauf ist. –<br />

Uebrigens mag hier, <strong>als</strong> ein sonderbares Gleichniß,<br />

die Bemerkung Platz finden, daß das Verhältniß zwischen<br />

Wunsch <strong>und</strong> That eine ganz zufällige, aber genaue<br />

Analogie hat mit dem zwischen elektrischer Vertheilung<br />

<strong>und</strong> elektrischer Mittheilung.<br />

Zufolge dieser gesammten Betrachtung über die<br />

Freiheit des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> was sich auf sie bezieht, fin-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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