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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65255 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2180<br />

welche allein eine völlig perverse, verschrobene <strong>und</strong><br />

entartete Menschennatur irgend ein Mal hätte gerathen<br />

können, <strong>und</strong> die sich höchstens in ganz vereinzelten<br />

Fällen wiederholt hätte. Wenden wir nun aber<br />

uns an die Erfahrung; so finden wir das Gegentheil<br />

hievon: wir sehn nämlich dieses Laster, trotz seiner<br />

Abscheulichkeit, zu allen Zeiten <strong>und</strong> in allen Ländern<br />

der <strong>Welt</strong>, völlig im Schwange <strong>und</strong> in häufiger Ausübung.<br />

Allbekannt ist, daß dasselbe bei Griechen <strong>und</strong><br />

Römern allgemein verbreitet war, <strong>und</strong> ohne Scheu<br />

<strong>und</strong> Schaam öffentlich eingestanden <strong>und</strong> getrieben<br />

wurde. Hievon zeugen alle alten Schriftsteller, mehr<br />

<strong>als</strong> zur Genüge. Zumal sind die Dichter sammt <strong>und</strong><br />

sonders voll davon: nicht ein Mal der keusche Virgil<br />

ist auszunehmen (Ecl. 2). Sogar den Dichtern der Urzeit,<br />

dem Orpheus (den deshalb die Mänaden zerrissen)<br />

<strong>und</strong> dem Thamyris, ja, den Göttern selbst, wird<br />

es angedichtet. Ebenfalls reden die Philosophen viel<br />

mehr von dieser, <strong>als</strong> von der Weiberliebe: besonders<br />

scheint Plato fast keine andere zu kennen, <strong>und</strong> eben so<br />

die Stoiker, welche sie <strong>als</strong> des Weisen würdig erwähnen<br />

(Stob. ecl. eth., L. II, c. 7). Sogar dem Sokrates<br />

rühmt Plato, im Symposion, es <strong>als</strong> eine beispiellose<br />

Heldenthat nach, daß er den, sich ihm dazu anbietenden<br />

Alkibiades verschmäht habe. In Xenophons Memorabilien<br />

spricht Sokrates von der Päderastie <strong>als</strong><br />

einer untadelhaften, sogar lobenswerthen Sache.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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